Körperpfade

Narben sind mehr als nur Zeichen vergangener Verletzungen. Narben erzählen Geschichten. Welche Geschichte hinter ihnen steckt, weiß letzten Endes nur ihr Träger selbst. Sie sind Pfade auf der Landkarte der Haut – manche länger, manche kürzer, manche tiefer und manche unscheinbarer.
Wie in der Fotografie halten Narben einen Moment fest, ein Ereignis. Die Darbietung dieser Ereignisse war das Ziel des erzählerischen, sowie fotografischen Sammelwerkes Körperpfade, welches Einblick in Körper und Seele 19 individueller Teilnehmer bietet.

Neugierig geworden? Einen Auszug des Buches steht hier kostenlos zum Download bereit.

Projektdetails

Jahr
2015
Semester
6. Semester
Tags
Text, Fotografie, Editorial Design

Text


Jeder der 19 Texte wurde auf Basis der mir persönlich erzählten Geschichten jedes Teilnehmers geschrieben. Hierzu wurde die Schilderung bei einem persönlichen Gespräch aufgenommen und anschließend als Grundlage 1:1 abgetippt. Abschließend wurde den einzelnen Geschichten eine Struktur verliehen, emotionale und prägende Momente sowie Aussagen im Original hervorgehoben, sowie wortwörtlich zitiert und die einfache Erzählung des Geschehens zu einer einzigartigen Geschichte umformuliert.







Fotografie


Der Fokus der Arbeit lag sowohl auf den Narben selbst als auch auf dem Träger. Nur durch die Darstellung dieser beiden Komponenten wird die Gewichtung von Narbe zu Träger deutlich, denn ohne die Narbe gäbe es keine Geschichte, ohne Träger keine Narbe. Es war mir wichtig beim Lesen den Narben ein Gesicht zuordnen zu können und nicht nur »die Sensationsgeschichte«, die mit der Narbe einhergeht in den Vordergrund zu drängen. Das Menschliche, das Echte und Ehrliche, der sensible und starke Charakter der Träger sollte ebenfalls ein Gesicht und Platz in diesem Werk finden. Keine Inszenierte Fotografie, kein goldener Schnitt. Ziel war es Narbe und Träger so darzustellen wie sie sind. Einzigartig und echt.


Natascha Rösch

Meine Zeit war noch nicht abgelaufen. Ich stand vor dem Himmelstor und hab’ geklopft, dann öffnete Gott die Tür und hat gesagt: ›Nenenene, zurück!‹

Martin Verl

Kurz nach meiner Operation lief ich über den Flur des Krankenhauses und entdeckte meine ehemalige Hausärztin, die den Tumor damals nicht entdeckt hatte.
›Kennen Sie mich noch?‹ Ich starrte in zwei leere Augen, die kurze Zeit später in Tränen ausbrachen. Sie leistete Abbitte und teilte mir mit, dass sie nach meinem Vorfall derart an Ihrer Fähigkeit zu Praktizieren zweifelte, dass sie ihre Approbation zurückgab:
Sie praktiziert nicht mehr.







Editorial Design


Um der Thematik ihre Natürlichkeit nicht zu rauben, hält sich die Gestaltung des Buches bewusst zurück. Sachlich, klar strukturiert präsentiert es jede der einzelnen Geschichten. Jeder Teilenhmer wird durch ein Portrait – außer bei anonymer Teilnahme – sowie seinem Namen vorgestellt, damit der Leser der Narbe ein Gesicht zuordnen kann und die Narbe sich nicht zu sehr in den Vordergrund drängt. Der randabfallende oder durch die Buchmitte verursachte gebrochene Umgang der Bilder ist ebenso einschneidend wie die Narben selbst und entfalten großflächig das vollständige Potenzial und die einzigartige Ästhetik jedes körperlichen Schmuckstückes.


Heinz Ott

Man sieht immer nur die Hand bei mir. Aber die Narben, die man dann auf dem Herzen hat, die sieht man nicht.